Geschichte und kleine Führung durch die Heilig-Kreuz-Kirche

Die “Evangelisch-Lutherische Kirche zum Heiligen Kreuz” steht mitten auf dem Neustädter Markt. Am 31. Oktober 1894 wurde dieser rötliche Verblendziegelbau des Architekten Paul Lange mit einem Festgottesdienst eingeweiht. In Übereinstimmung mit ihrem Namen hat die Kirche den Grundriß des lateinischen Kreuzes. Der ursprüngliche Haupteingang liegt im Westen, durch den man über die Brauthalle das Kirchenschiff betritt. Heute wird der Eingang von der Hedwigstraße als Haupteingang benutzt: Über mehrere Stufen betritt man durch das Portal den an der Südseite des Kirchenschiffes stehenden Turm. Hier hängen an den Wänden drei Kreuze: westlich das alte verwitterte, gußeiserne Turmkreuz, das bei der Turmsanierung durch eine Nachbildung aus Edelstahl ersetzt wurde und an der gegenüberliegenden Wand zwei von der Witterung stark angegriffene, teils gerissene Giebelkreuze aus Rochlitzer Porphyr, welche durch Nachbildungen aus Beton ersetzt wurden.

Gebäude Außenansicht

Das Kirchengebäude hat eine Gesamtlänge von rund 30m bei einer Querschiffbreite von etwa 25m; der Turm erreicht mit der Spitze des Kreuzes eine Höhe von 67,5m. Die Höhe des Innenraumes beträgt rund 15m.

Während sich über dem Altarraum eine Gewölbedecke befindet, überspannt eine braun gebeizte, zum Teil farbige Holzdecke den gesamten Innenraum. Dadurch hat die Kirche eine sehr gute Akustik. Der Leipziger Oratorienchor nutzt die Heilig-Kreuz-Kirche als festen Veranstaltungsort. Andere Ensembles fügen sich in den Veranstaltungskalender ein, so daß die Kirche ihren festen Platz im Leipziger Musikleben einnimmt und auch kulturell ins Wohngebiet ausstrahlt.

Die Ausstattung aus der Erbauungszeit der Kirche wie auch das Gestühl ist weitgehend erhaltengeblieben und zeigt einen freien Umgang mit romanischen Formen.

Die den Kirchenraum an drei Seiten umschließende hölzerne Empore ruht auf gußeisernen Säulen. Um zusätzlich nutzbaren Raum zu erhalten, wurden die Räume unter den Emporen der Querschiffe durch Wände abgetrennt. Dort befinden sich jetzt unter anderem die Kanzlei und ein Unterrichtsraum. Das Triumphbogengemälde, 1914 im Rahmen einer Zweitausmalung überstrichen, wurde 1985 wieder freigelegt. Es stellt „Die Auswirkung der göttlichen Offenbarung in der Welt“ dar.

 

Altarraum

Altar, Kanzel, Lesepult und Taufstein gehen auf Entwürfe von Rudolph Cöllner zurück und wurden alle 1894 in der Bildhauerwerkstatt von Cöllner und Fränzel in Leipzig in französischem Kalkstein, Rochlitzer Porphyr und Sandstein ausgeführt.

Der Altar ruht vorn auf zwei Säulenpaaren und ist an der Rückseite mit einer vom Boden aufsteigenden Rückwand verbunden. Diese trägt ein zirka 3,60m hohes steinernes Kreuz mit einem Korpus in Überlebensgröße. Der Taufstein stand ursprünglich in der Achse des Altars, jetzt links vor dem Lesepult. Vier Säulen aus Porphyrtuff tragen das Becken mit kupferner Schale.

Das Lesepult zeigt im oberen Teil der Bogenfelder die Symbole von drei Evangelisten als Reliefs: den Stier für Lukas, den Engel mit gefalteten Händen für Matthäus und den Löwen für Markus. Als Pulthalter diente ein steinerner Adler, das Symbol für den vierten Evangelisten Johannes. Leider ging der Adler bei Bauarbeiten in den sechziger Jahren verloren. Die ursprünglich farbigen, nach Kartons von Anton Dietrich (Leipzig) durch Glasmaler Bruno Urban (Dresden) hergestellten Altarfenster wurden bei Bombenangriffen im 2.Weltkrieg zerstört und später durch einfache farbige Glasfenster ersetzt.

Der links im Altarraum hängende Wandteppich wurde 1894 vom „Jungfrauenverein Leipzig-Neuschönefeld“ angefertigt. Sein Muster lehnt sich an die ursprüngliche Ausmalung des Altarraumes an. Herr Willli Ader, der diesen Teppich auf einem Flohmarkt in Mohnheim erworben hatte, schenkte diesen Teppich unserer Gemeinde.

     

Eule-Orgel

Die Orgel wurde 1894 als opus 62 von dem Bautzener Orgelbaumeister Hermann Eule mit 32 Registern auf 2 Manualen und Pedal erbaut. Als Besonderheit ist zu erwähnen, daß die Orgel zwar noch über mechanische Tastentraktur verfügt, jedoch schon mit pneumatischer Registratur ausgerüstet ist. Die Eule-Orgel ist eine der großen romantischen Orgeln der Stadt und die einzige noch spielbare Kegelladenorgel Leipzigs. Besonders angenehm ist die gelungene akustische Einbindung der Orgel in den Kirchenraum, denn Kirche und Orgel stammen aus der gleichen Zeit – und das wiederum ist eine Seltenheit in Leipzig. Meist sind die Orgeln aufgrund ihrer technischen Kompliziertheit und ihrer leichteren Angreifbarkeit bei wechselnden Moden anfälliger für Veränderungen als die Kirchenbauten. So ist dann auch die Eule-Orgel nicht ganz original erhalten. In den Jahren 1937-38 und 1951 wurde sie von Hans Eule leicht umdisponiert im Sinne des nun gewandelten Zeitgeschmacks. Das bedeutete, daß Register mit romantischer Klangfarbe gegen solche mit neubarockem Charakter ausgetauscht wurden. Jedoch sind die Veränderungen geringfügig gewesen und haben das Instrument nicht wesentlich verändert, so daß der romantische Charakter erhalten blieb.

Unter dem Altarraum befindet sich die Unterkirche oder Krypta. In Vorbereitung auf den Leipziger Kirchentag 1997 konnte die Krypta mit neuem Wandputz und Fußbodenfliesen versehen werden und präsentiert sich nun als heller und freundlicher Raum. Zwischen Epiphanias und Palmarum dient die Krypta als Winterkirche. Sie ist außerdem der Ort für größere Gemeindeveranstaltungen und beherbergt zweimal wöchentlich die Soziale Jugendarbeit, deren Gäste dort vor allem Tischtennis spielen. In der Brauthalle, dem ursprünglichen Haupteingang der Kirche, wurde das alte mechanische Uhrwerk aufgestellt. Dieses Uhrwerk versah seinen Dienst in der Heilig-Kreuz-Kirche von 1895 bis zum Jahre 1987. Es befand sich im Turm unterhalb der Glockenstube und trieb die Zeiger über eine Kreuzgelenkwelle an. Das Viertel- und Stundenschlagwerk wurde mittels Seilzug ebenfalls vom Uhrwerk gesteuert. Diese Bauart nennt man auch “Turmuhr im Tiefbau”. 1987 wurde das Werk durch eine quarzgesteuerte elektrische Uhr ersetzt.

Das Geläut der Heilig-Kreuz-Kirche bestand ursprünglich aus drei Glocken. Im 1. Weltkrieg mußten die beiden großen Glocken abgegeben werden und wurden eingeschmolzen. Am 25. Januar 1925 wurden zwei neue Glocken in einem Festzug feierlich zur Kirche geleitet. Keine 20 Jahre später mußten im 2. Weltkrieg erneut die beiden größeren Glocken abgegeben werden. Bis heute konnten die fehlenden Glocken nicht ersetzt werden. Anzumerken ist noch, daß die Glocken von Anfang an elektrisch geläutet wurden. Erst mit Umstellung des Wohngebietes von Gleich- auf Wechselstrom konnte der Antrieb nicht mehr benutzt werden und wurde abgebaut. Seither wird in unserer Gemeinde – wohl einmalig in Leipzig – von Hand geläutet!

Das Kriegerdenkmal vor der Kirche, an der südwestlichen Ecke zwischen Turm und Westportal stehend, wurde am Erntedanktag, dem 12. September 1926 eingeweiht, geschaffen von dem Leipziger Kunstbildhauer Kurt Günther. Lediglich am Helm erkennt man, daß es sich um einen Soldaten handelt. Er trägt keine erkennbare Kleidung und sein Schwert ist zerbrochen: Der Bildhauer reduzierte die Darstellung des Soldaten auf sein nacktes Menschsein und seine Verwundbarkeit. Die längst verwitterte Inschrift lautete auf der Vorderansicht:“Den 725 im Weltkriege gebliebenen Söhnen der Kirchgemeinde zu ehrendem Gedächtnis.” Und auf der Rückseite:“Der Tod ist verschlungen in den Sieg.”

     

Hier können Sie sich einen Flyer zur Heilig-Kreuz-Kirche herunterladen.

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