Das Glockenprojekt der Nikolaikirche Leipzig

Newsletter Nr. 5 – Juni 2018

Guter Geschmack für den guten Ton

Eröffnung der Ausstellung im Lichthof der Lukas-Bäckerei,
von links: Carsten Theumer, Pfarrer Bernhard Stief, Maria Ondrej und Tobias-David Albert

Guten Tag, liebe Freunde der Nikolaikirche,

einige große Meilensteine auf dem Weg zum neuen Geläut sind gesetzt. Es ist entschieden, wie die Glocken gestaltet, welche Bilder und Worte noch in mehreren hundert Jahren von unserem Zeitgeist künden werden. Geschmackvoll zeigen sich auch Partner und Sponsoren. Zudem ist unterschrieben, welche Firmen die Zeichen ihrer Zunft in Mauern, Technik, Glockenstuhl und Glockenhaut hinterlassen dürfen. Damit liegen wir top im Zeitplan. Und schauen immerzu gespannt aufs Glockenkonto …

In den Frühjahrsmonaten haben die Glockenprojektler viele Entscheidungen getroffen. Nach zig Sitzungen, Unmengen Telefonaten und Überlegungen. Das meiste passiert hinter verschlossenen Türen. Manche Themen sind in der Öffentlichkeit sichtbar geworden, die Entwürfe für die Glockenzier zum Beispiel. Es gab einen Wettbewerb, sechs Künstler setzten sich mit Namen, Funktion und Widmungen der neuen Glocken wie auch mit Bauwerk und Geschichte der Nikolaikirche auseinander und präsentierten im April Entwürfe für die Gestaltung des neuen Geläuts. Es wurde beraten und diskutiert, es wurden Sieger gekürt, es wurde gefeiert. Die Kreationen sind noch bis mindestens Ende Juli im Lichthof vom Lukas Bäcker in der Grimmaischen Straße/Königsbau ausgestellt. Danach auf der oberen Empore in der Nikolaikirche.

Gästebuch zur Ausstellung der Glockenentwürfe

Wir freuen uns über die vielfältigen Kommentare im Gästebuch: „Wir hören, sehen und staunen. Danke!“ Oder auch: „Niemals überlegt, dass sich so viel Kunst, Theologie und Kultur in einem Glockenguss vereinigen lässt.“

Sponsoren mit Geschmack

Nicht nur sicht- sondern auch kostbar unterstützt die Lukas-Bäckerei das Glockenprojekt. Der fünfeinhalb-Tonnen-Glocke „Osanna“ widmet sie eineinhalb Pfund würziges Roggenbrot. Mit Fenchel, Anis, Kümmel und Kardamom gewürzt entlockte das Osanna-Brot bereits 2.300 Kunden glockenhelle Begeisterung – und Lukas-seitig jeweils 50 Cent auf das Spendenkonto. Zudem werden handgearbeitete Glockenbrötchen angeboten, aus den wertvollen Ur-Getreiden Emmer und Dinkel. 22.000 Stück wurden schon verkauft, jeweils 10 Cent kommen den Glocken zugute. Insgesamt sind es also bereits über 3.300 Euro, wofür wir der Lukas-Bäckerei und allen Osanna-Brot-Genießern herzlich danken. Lassen Sie es sich weiterhin so großzügig munden.

Hopfen und Malz, Gott erhalts

Freudentöne entlockt auch „flüssiges Brot“ – so wurde Bier früher genannt – vorerst allerdings nur den Initiatoren. Der Lenkungskreis lenkte seine Aufmerksamkeit mal nicht auf Glocken und Technik, sondern auf Hopfen und Malz – vermutlich um den Tag des deutschen Bieres herum. Das ist traditionell der 23. April, an einem solchen vor über 500 Jahren wurde nämlich das Reinheitsgebot verkündet. Es gibt auch noch den internationalen Tag des Bieres, der ist in diesem Jahr am 3. August, und zu diesem Zeitpunkt wird unser Glockenbier bereits im Fass zu einem vollmundigen Zwickelbier reifen. Die Firma Egenberger und der Konsum sind voraussichtlich unsere Partner und werden ebenfalls einen Teilbetrag jeder verkauften Flasche aufs Glockenkonto fließen lassen. Kaufen können Sie die feinherbe, naturbelassene Kreation voraussichtlich im Spätsommer. Aber Achtung: Gute Sachen gibt’s nur kurz – halten Sie sich ran. Wenns ausgetrunken ist, ists alle und Sie müssen Ihr Brot wieder kauen. Natürlich wird Ihre Spende aber auch ohne Schluckgeräusche wundervoll klingen.

BU: Wir danken Petra Strobel und Justus Grützner, die das Etikett gestaltet haben.

Und zwar ungefähr so wird sich das am 19.Oktober nächsten Jahres anhören:

Alle Gewerke sind beauftragt

Die geschmäcklerischen Verhandlungen mit den Glockenbier-Partnern waren für Lutz Steuernagel, einem der vier Verantwortlichen der Glockenprojekt-Lenkungsgruppe, eine angenehme Abwechslung. Ansonsten schenkt er von Berufs wegen vorrangig den bauplanerischen Projektinhalten seine knapp bemessene Freizeit. Ich bekomme immerhin eine ganze Stunde davon geschenkt und erfahre, was aktuell so ansteht. „Die Angebotsverfahren sind abgeschlossen. Nun geht’s um die Details.“, freut sich Steuernagel. Und freut sich wirklich, denn: „Wir liegen im Zeitplan!“ Das ist für ein solches Megaprojekt, was weitreichend ehrenamtlich gelenkt wird, eine wohlklingende Nachricht. „Und das liegt auch daran, dass wir alle Unterstützung, die wir benötigen, auch bekommen. Darum an dieser Stelle auch ein großes Dankeschön all unseren Ansprechpartnern bei den städtischen Behörden, der Sparkasse, der Sparkassenstiftung.“

Alle Gewerke sind beauftragt. Zwei Zimmereien – Arndt Weise aus Leubsdorf und die Firma Müller aus Talheim – werden den alten Glockenstuhl im Südturm demontieren und denkmalgerecht sanieren und den neuen für den Nordturm zimmern, auch mauern, putzen, neue Schallläden montieren. Die Heidenauer Glockenläute- und Elektroanlagenbau GmbH kümmert sich um die Glockentechnik. Um Antriebe, Elektroarbeiten, Aufhängung, Klöppel und Steuerung – also zu welchen Uhrzeiten und Anlässen welche Glocke läuten wird. Ein Elektro-Installationsbetrieb wird noch dazukommen.

Den Glockenguss wird die Gießerei Bachert in Neunkirchen verantworten. Zu früheren Zeiten wurden Glocken oft auf dem Kirchhof gegossen, vermutlich auch die erste Osanna von 1452. In Schillers „Lied von der Glocke“ können Sie darüber lesen, und ganz sicher auch in einem unserer nächsten Newsletter. Aktuell wird noch über die Glockenform für unsere Bekenntnisglocke „Credo“ beraten. Für den Klang ist die Form, auch Rippe genannt, essentiell. Darum fahren die Sachverständigen demnächst nach Bayern, um einem ähnlichen Geläut probeweise zu lauschen.

„Wir wollen sicherstellen, dass jeder weiß, was er tun soll“, meint Lutz Steuernagel. „Ende April trafen sich alle Firmen zum Kick Off und haben die Zusammenarbeit besprochen.“ Wurde an alle Tätigkeiten und Übergaben gedacht? Gibt es Lücken, gibt es Überschneidungen? Fügen sich die Termine aneinander? Zum Beispiel muss der Glockenstuhl um die Glocken herum montiert werden und darum zeitgleich mit diesen in den Turm einziehen. Die Firmen bleiben in Kontakt und arbeiten Hand in Hand.

Fotograf: Lukas Gensel

Zehn Kilometer um die Kirche

Das sind 50 Runden. Und das war der Rekord zum Spendenlauf am Pfingstsonntag nach dem Gottesdienst. So manche Sponsoren wirkten recht überrascht ob der Ausdauer „ihrer“ Läufer, insbesondere der Kinder. Neben Gemeindemitgliedern und Pfingstbesuchern absolvierten ganz spontan auch Sonntagsausflügler ein paar Kirchenrunden. Summa summarum wuchs dadurch das Spendenkonto um etwa 700 €.

95cm Sand in der Kirche

So in etwa sehen 95.000 Euro aus. Die Spendensäule in der Nikolaikirche zeigt den aktuellen Stand unserer Finanzierung. Insgesamt haben wir damit knapp 70% unserer Spendenaktion Aus 1 mach 3 erreicht – und freuen uns sehr über Ihr Engagement.

Ein Bild machen können Sie sich übrigens auch mit unserem Film  – Schauen Sie mal rein.

https://www.nikolaikirche.de/spendenfilm/

Weitere Informationen zum Glockenprojekt finden Sie unter: glockenprojekt.nikolaikirche.de

Verfasser: Susan Künzel

Fotos: Lukas-Bäckerei, Pfarramt, Susan Künzel, Lukas Gensel