Das Glockenprojekt der Nikolaikirche Leipzig
Newsletter Nr. 6 – Oktober 2018
Ein Herbst voller bunter Glockentöne
Guten Tag, liebe Freunde der Nikolaikirche,
solch ein großes – immerhin mehrere Tonnen – wiegendes Projekt zu stemmen, erfordert Durchhaltevermögen, gute Planung, permanente Motivation … und manchmal auch ein kühles Bier. Aktuell darf es sogar auch mal eines mehr sein, spielt doch jeder Tropfen auch einige Cent aufs Glockenkonto ein.
Gesegneter Bierverkauf
So etwas macht ein Pfarrer nicht alle Tage: Bier verkaufen. Unser Pfarrer Bernhard Stief aber tut es mit Freude und Ausdauer. Wie auch alle anderen Glockenprojektler, jeder darf sich hier beim Konsum-Westfest mal die extra gefertigte Bierschürze umbinden und sein Verkaufstalent ausreizen. Die Sonne lacht, der Durst ist groß, den Kunden schmeckt das Glockenbier „Osanna“. Den Glockenprojekt-Verantwortlichen, die allesamt das erste Mal unter die Bier-Brauer gegangen sind und einen Verkaufsstand gebaut haben, schmeckt es auch, denn das eine oder andere Mal können sie sich der Einladung der begeisterten Glockenprojekt-Freunde dann doch nicht verweigern. Allein durch diesen ersten unermüdlich durstlöschenden Einsatz beim Westfest am 9. September konnte das Glockenkonto um 400 Euro wachsen.
Das Westfest bei der Konsumzentrale war der erste Glockenschlag für den offiziellen Verkauf dieser feinen Bierkreation mit dem coolen Etikett, gebraut mit Unterstützung der Firma Egenberger. Nutzen Sie die Chance – noch bis etwa Ende November ist die limitierte Edition in 30 Konsum-Filialen erhältlich. Aktuell landen pro Tag durchschnittlich 84 Flaschen in den Einkaufskörben der Kunden und damit 42 Euro auf dem Konto für Osanna & Co.
Wenn es aufgegessen ist …
Eine beeindruckende Saison hatten Osanna-Brot und Glocken-Brötchen beim Lukas-Bäcker – jeweils 50 Cent bzw. 10 Cent pro Stück wanderten aufs Glockenkonto. Und die Spannung steigt, am Samstag vor dem ersten Advent werden wir erfahren, wie viele davon den Kunden gemundet haben, und wie laut die Freudentöne der Glockenverantwortlichen klingen. Im Rahmen des Adventskonzertes erfolgt die feierliche Spendenübergabe.
100.000 Euro auf dem Glockenkonto
Bereits am 10. August konnte diese anspruchsvolle Marke geknackt werden. „Das ist ein großartiges Ergebnis“, sagt Bernhard Stief, Pfarrer der Kirchgemeinde, „zu dem kleine und große Einzelspenden von Gemeindegliedern, Leipzigern und Touristen, aber auch Einnahmen von Benefizkonzerten, Verkaufsaktionen und einem Spendenlauf geführt haben.“ Noch 36.000 Euro braucht es, erst dann ist die Finanzierung der neuen und alten Glocken gesichert. Denn die Ostdeutsche Sparkassenstiftung wird diesen Beitrag verdreifachen. Am 9. Oktober 2019, am 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution, soll das restaurierte und ergänzte Geläut mit acht Glocken seinen Klang über die Stadt verbreiten. Die Kirchgemeinde bittet weiterhin um Unterstützung und freut sich über jeden gespendeten Euro.
Spendenkonto: Stadt- und Kreissparkasse Leipzig, IBAN: DE19 8605 5592 1100 2019 00, BIC: WELADE8LXXX, Verwendungszweck: Aus 1 mach 3
Gut geplant ist halb gewonnen
„Wir liegen im Zeitplan“, sagen Lutz Steuernagel und Michael Schönemann, die neben brauenden und backenden Unterstützern auch immer den Zeitplan im Blick behalten müssen. Am 1. Oktober gab es ein Vorgespräch im Technischen Rathaus Leipzig für die kommenden Sondergenehmigungen. Ab Mitte Februar 2019 wird sich der Kirchhof füllen – noch nicht mit den Feierwilligen zur Glockenweihe, noch nicht mit den Besuchern fürs große Lauschen. Erst einmal sind die Bauzäune dran und das Gerüst am Turm der Nikolaikirche wird gestellt. Was dann so klingt und tönt, erfahren Sie in den nächsten Newslettern.
Die Zierde der neuen Glocken
Aktuell geht es intensiv um das Design der Glocken. Die Künstler Carsten Theumer und Tobias-David Albert lieferten die Sieger-Entwürfe in der anspruchsvollen Ausschreibung, Theumer das detailreiche Schöpfungsmotiv für die große Osanna, Albert die Historie und Moderne verbindenden Schriftbilder für die anderen fünf neuen Glocken. Derzeit werden Inhalt und Gestaltung in einer kleinen Arbeitsgruppe konkretisiert, denn Anfang November sollen die Entwürfe umsetzungsfähig sein. In Abstimmung mit der Glockengießerei Bachert erfolgen dann die Formarbeiten. Für den Februar kommenden Jahres ist der Glockenguss geplant.
Nikolai-Töne in Indien
Nicht mal einen Meter ist sie groß und steht etwas versteckt in einer kleinen Kirche im südindischen Thirrupur, nahe der großen Stadt Coimbatore. Pfarrer Hans-Georg Tannhäuser war im Auftrag des Leipziger Missionswerkes dort unterwegs, viele Dinge gab es zu besprechen für den neuen, großen Kirchenbau; so vieles bekam Tannhäuser erzählt und zu sehen. Und ganz nebenbei fiel sein Blick auf diese kleine, etwas verwitterte Glocke, die im Zuge der Umbauten in einer Ecke des alten Kirchenbaus gelandet war und „ich entdeckte den Schriftzug Leipzig“.
Die Inschrift B.V.G. gibt Aufschluss: „Sie muss um 1914 vom Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation gefertigt worden sein“, erläutert der Glockensachverständige Friedrich Szymanowski zu dem Foto. Und sie muss im Zuge der Missionsgeschichte den Weg nach Indien genommen haben. „Auf so ein Kleinod zu stoßen, ist schon besonders“, resümiert Tannhäuser und fragt sich, ob diese Glocke jemals in Leipzig geklungen hat oder speziell für diesen Spendenzweck gefertigt wurde. Ebenso unklar ist derzeit, wie ihre Zukunft aussehen wird und ob sie im neuen Kirchenbau in Thirrupur einen Platz finden wird. Doch da wird Pfarrer Tannhäuser noch genau hinhören, sobald der neue indische Pfarrerskollege in seiner neuen Aufgabe gut angekommen ist.
Weitere Informationen zum Glockenprojekt finden Sie unter: glockenprojekt.nikolaikirche.de
Verfasser: Susan Künzel
Fotos: Pfr. Tannhäuser, Katrin Kunze, Konsum Leipzig, Andreas Birkigt