Johann Sebastian Bachs Markuspassion (BWV 247)

wird am Karfreitag, dem 19. April 2019, um 17 Uhr in der Nikolaikirche aufgeführt. Es musiziert der BachChor an der Nikolaikirche und das Festivalorchester Leipzig unter Leitung von Stephan Gogolka.

Während Bachs Passionen nach dem Evangelium von Johannes und Matthäus vollständig erhalten geblieben sind, gilt die Musik der Passion nach dem Markus-Evangelium als verschollen.

Überliefert sind dagegen mehrere vollständige Textdrucke, so dass Aufbau und Umfang des Werkes im Wesentlichen bekannt sind. Das Libretto der Markuspassion stammt wie bereits das der Matthäuspassion von dem Leipziger Dichter Christian Friedrich Henrici (1700 – 1764), der unter dem Pseudonym Picander bekannt wurde und als der wichtigste Textdichter Johann Sebastian Bachs gilt.

Die Uraufführung der Markuspassion fand am Karfreitag 1731 in der Thomaskirche in Leipzig statt.

Sie enthielt sechs Arien, dafür aber 16 Choräle – und damit deutlich mehr als die anderen beiden Passionen. Zusammen mit Eingangs- und Schlusschor wird der Evangeliumsbericht durch insgesamt 24 frei gedichtete Stücke gegliedert (Chöre, Arien und Choräle). Entsprechend der Leipziger Vorgabe wurde die Passion im Gottesdienst geteilt zu Gehör gebracht, vor und nach der Predigt. So enthält jeder Teil 12 der freien Stücke (1 Chor, 3 Arien, 8 Choräle), von denen jeweils zwei den Rahmen jedes Teiles bilden und die übrigen zehn den Evangeliumstext untergliedern.

Obwohl keine Ur- oder Abschrift erhalten ist, kann das Werk bis zu einem gewissen Grade rekonstruiert werden: Im Gegensatz zu den beiden anderen erhaltenen Passionen war die Markuspassion vermutlich eine Parodie; das bedeutet, dass Bach Musik von bereits zuvor komponierten Werken verwendete. Man muss wissen, dass Bach beim Parodieren – wie gelegentlich erfolgt – weitreichende Veränderungen vorgenommen hat oder sogar den Parodieplan im Nachhinein verworfen und etwas ganz Neues komponiert hat.

 

Rekonstruktion der Markuspassion

Seit 1964 gibt es Rekonstruktionsversuche der Markuspassion. Um Fehlendes zu ergänzen, verwenden Bachforscher und –interpreten ganz unterschiedliche Lösungsansätze. Sie reichen von Neukompositionen in modernem oder historischem Gewand bis zu Anleihen bei zeitgenössischen Komponisten.

Die am Karfreitag 2019 in St. Nikolai erklingende Fassung der Markuspassion basiert auf der Rekonstruktion von Andreas Glöckner (2001), der dafür die 1964 von Diethard Hellmann als Grundlage nutzte. Dabei wird der nicht als Komposition überlieferte Passionsbericht (das Markus-Evangelium) gelesen, die rekonstruierbaren Chöre, Arien und Choräle werden in der Abfolge des Picanderschen Textdrucks musiziert.

Eva Schröter