Mit einem festlichen Gottesdienst ging am 6. Dezember 2015 das Festjahr zu Ende. Rund 1.000 Besucher hatten sich aus diesem Anlass in der Nikolaikirche eingefunden.

gottesdienst-grossNach der Liturgie ermunterte die Leiterin des Kindergartens die jüngsten Besucher gemeinsam mit dem Nikolaus einen eigenen Gottesdienst zu feiern. Das wurde von den Kindern begeistert angenommen.

In einer eindrucksvollen Aufführung brachte der BachChor der Nikolaikirche die Kantate „Nun kommt der Heiden Heiland“ (BWV 62) zur Aufführung.

Danach ging Landesbischof Dr. Carsten Rentzing in seiner Predigt auf das Nikolausfest ein und spannte dann den Bogen zum Warten, das ja mit Geduld verbunden ist. „Geduld setzt Glauben voraus. Den Glauben daran, dass Gott die Ungerechtigkeit und das Leid dieser Welt und unseres Lebens kennt und nicht achtlos daran vorübergeht“ betonte er. „Das Kommen des Herrn ist nahe. Wer darauf vertraut, der ist erfüllt von großem Frieden. Wer darauf vertraut, muss sich nicht mehr vom Geist der Rache und Gnadenlosigkeit und auch nicht vom Geist der Verzweiflung treiben lassen. Wer darauf vertraut, der wird geduldig und erbringt die Früchte des Heiligen Geistes. Und das wäre allerdings uns allen zu wünschen. Zum Segen für unser eigenes Leben und zum Segen für die ganze Welt.“, schloss der Landesbischof seine Predigt.

Bei der Abendmahlsfeier stärkten sich unter den zahlreichen Gemeindegliedern auch Christen aus Syrien, die als Flüchtlinge in Leipzig Asyl gefunden haben.

Beim anschließenden Empfang gab es für den Landesbischof als Geschenk das im Festjahr erschiene Buch über die Nikolaikirche. Pfarrer Bernhard Stief erinnerte noch einmal an die Höhepunkte im zu Ende gehenden Festjahr und bedankte sich bei all denen, die auf unterschiedlichste Weise zum Gelingen mit beigetragen haben.

Professor Rainer Vor bedankte sich in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Freundes- und Förderkreises ebenfalls bei allen Anwesenden und schloss mit den Worten: „Bleiben Sie uns gewogen“ seine Ausführungen. Zum Abschluss präsentierte die Leiterin des Kindergartens von St. Nikolai die Chronik dieser Einrichtung für Kinder, welche seit 110 Jahren besteht.

850 Jahre Nikolaikirche
Studioausstellung
13.5.–19.7.2015

Die Leipziger Nikolaikirche, eine der beiden wichtigsten Kirchen der Stadt, blickt 2015 auf eine 850-jährige Geschichte zurück. Wie kaum ein zweites Gebäude in Leipzig erzählt und repräsentiert die Nikolaikirche Leipziger Stadtgeschichte. Viele für die Stadtgeschichte wichtige Zäsuren hinterließen hier ihre Spuren oder stehen in enger Verbindung mit dieser Kirche. Mittelalterliche Bau-, Kunst- und Kirchengeschichte, Reformation und Musik, Reichtum und Bürgerstolz des 18. Jahrhunderts und schließlich die Montagsgebete als Ausgangspunkte der Friedlichen Revolution, für all das steht die Nikolaikirche mitten in Leipzig.
Das Stadtgeschichtliche Museum nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, um an diese wichtigen Zäsuren und die Wechselwirkungen von Stadt und Kirche zu erinnern. Zudem zeigen bildliche Darstellungen aus fünf Jahrhunderten die architektonischen Veränderungen der Kirche und ihrer unmittelbaren Umgebung sowie den Blickwinkel Leipziger Künstler auf ihre Kirche.

Eine Woche unter Palmen.

plakat1Die zweite Festwoche zum 850-jährigen Jubiläum der Leipziger Nikolaikirche war dem Kindergarten der Gemeinde von St. Nikolai sowie der Friedensthematik gewidmet. Der Kindergarten, der im Jahr 1905 als Kinderheim gegründet worden war, besteht nun 110 Jahre. Er gehört damit zu den ältesten konfessionell geprägten Kindertagesstätten der Stadt Leipzig. Wenn wir in diesem Jahr dankbar auf 25 Jahre deutsche Einheit zurückblicken, werden wir zwangsläufig an die Friedliche Revolution erinnert, die wesentlich durch die Friedensgebete an der Nikolaikirche und die Zivilcourage der Leipziger vorbereitet wurde. Das war uns Anlass, alle ehemaligen und aktiven Friedensgebetsgruppen zu einem gemeinsamen Friedensgebet einzuladen und so eine längst überfällige Begegnung zu schaffen. Darüber hinaus fand das 20. Bundesweite Vernetzungstreffen der ökumenischen Friedensgebetsgruppen erstmals über den 9. Oktober, dem entscheidenden Tag der Friedlichen Revolution im Herbst 1989, in Leipzig statt. Mit zahlreichen Teilnehmern und namhaften Referenten veranstalteten wir ein Symposium zu den Werten der Friedlichen Revolution und feierten zum Abschluss der 2. Festwoche einen Gottesdienst mit dem Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland.

2. Oktober 2015: Fachtagung für Erzieherinnen und Erzieher in Evangelischen Kindertagesstätten zum Thema:

„Ich habe das Recht, dass du mich fragst – Gelebte Partizipation im Kindergartenalltrag“

Fotos: Copyright by Andreas Birkigt

4. Oktober 2015: Familiengottesdienst zum Erntedankfest (mit dem Kindergarten von St. Nikolai)

Fotos: Copyright by Andreas Birkigt

5.Oktober 2015: Friedensgebet in der Nikolaikirche

Beim Friedensgebet zur Begegnung ehemaliger und aktiver Friedensgebetsgruppen versammelten sich am 5. Oktober um 17 Uhr hochrangige Gäste aus dem öffentlichen Leben Leipzigs sowie Gemeindeglieder und Angehörige von Friedensgebetsgruppen in der gut gefüllten Nikolaikirche zum Friedensgebet.

Einleitend gab es „Schlaglichter“. 1987 begann die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der DDR mit der Vorbereitung einer Ökumenischen Versammlung in der DDR, die dann 1988/89 in Dresden stattfand. An den Konziliaren Prozess zu „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“. erinnerten aktiven Teilnehmer von damals: Dr. Georg Pohler, Helmuth Nitzsche und Gisela Kallenbach. sup-kadenIn seiner Predigt ging Superintendent i. R. Klaus Kaden auf Lukas 13,22-30 ein. Unter dem Vers „Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes“ zielten seine Gedanken auf Tische im Mittelgang der Nikolaikirche hin, auf denen sich bereits Brot und Weintrauben für die im Friedensgebet eingeschlossene Agapefeier befanden. Sup. Kaden erinnerte noch einmal an den Beginn der Friedensgebete Anfang der 1980er Jahre und an die bewegte Zeit im Herbst 1989 und spannte dann den Bogen zur Gegenwart und damit zur aktuellen Situation der Flüchtlingsproblematik. Mit den Worten: „Wer Waffen sät, wird Flüchtlinge ernten“ forderte er am Ende seiner Predigt die nachdenklichen Zuhörer auf, die Tradition der Friedensgebete fortzusetzen. Die Predigt finden Sie hier. Pfarrer Bernhard Stief sprach nach dem Fürbittgebet den Besuchern Gottes Segen zu und lud alle in das Leipziger Bildermuseum ein. Dort begrüßte Superintendent Martin Henker die Anwesenden sehr herzlich zu diesem Empfang, der von den Jazzomatics aus Leipzig musikalisch umrahmt wurde. In Grußworten gingen Superintendent i. R. Friedrich Magirius, Leipzigs Finanz-Bürgermeister Torsten Bonew und die Bürgerrechtlerin Gesine Ottmanns (Foto u. l.) auf die Friedensgebete der Nikolaikirche ein. Da jeder von ihnen eine sehr persönliche Erinnerung daran hatte, waren diese Ausführungen für alle Zuhörer sehr kurzweilig.

Nach den Grußworten kam es beim anschließenden Stehbankett zu angeregten Gesprächen zwischen den Gastgebern, Politikern, Mitgliedern des Kirchenvorstands und den übrigen Gästen. Solche Begegnungen leben ja auch davon, dass alte Bekanntschaften aufgefrischt, Erinnerungen ausgetauscht und neue Kontakte geknüpft werden. Fotos: Copyright by Andreas Birkigt

7. Oktober : Podiumsdiskussion und Filmaufführung „Nikolaikirche“

 

 

 

Im Publikum befanden sich u.a.: Frau Rotta (Witwe von Erich Loest) sowie sein Sohn Thomas. Fotos: Copyright by Andreas Birkigt

8. Oktober: Einweihung der Südkapelle

Musikalisch umrahmt wurde diese Feierstunde von Nikolaikantor Jürgen Wolf sowie Claire Gascoin (Gesang) und Magdalena Pille (Barockvioline). In einer kurzen geistlichen Besinnung sprach Superintendent Martin Henker seine Hoffnung aus: „Möge dieser Raum ein Ort für unsere Kirche und unsere Stadt sein“. Damit betonte er, dass die Südkapelle von St. Nikolai ein Raum sein sollte, der vornehmlich für Belange der Öffentlichkeit (Ausstellungen, Begegnungszentrum u. ä.) vorgesehen  ist. Mit dem Lied: „Nun danket alle Gott“ einem Gebet und dem Vaterunser wurde die Südkapelle dann offiziell geweiht.

Pfarrer Stief und bedankte sich ebenfalls bei allen am Bau beteiligten Institutionen, dem Förderverein sowie allen ausführenden Handwerkern für ihr Engagement und gab anschließend einen kurzweiligen Rückblick auf die Geschehnisse während der Sanierung. Aus der Abstellkammer von St. Nikolai ist ein wahres Kleinod geworden. In einem Grußwort erinnerte Dr. Thomas Feist als Vertreter der CDU-Fraktion im Deutschen Bundestag an Ereignisse, die sich auch als wunderbare Fügungen zur Finanzierung der Renovierungsarbeiten herausstellten. In einer Zeit, wo viele Menschen Ängste haben, ist das Danken an Gott sehr wichtig, sagte Dr. Feist zum Abschluss seiner Ausführungen. Fotos: Copyright by Andreas Birkigt

Freitag, 9.Oktober 2015:

Friedensgebet in der Nikolaikirche Friedensgebet der Kinder zum Thema: „Friedensengel auf dem Schulhof“ 17 Uhr Friedensgebet in der Nikolaikirche zum Thema: „Band des Friedens“ anlässlich des deutschlandweiten Vernetzungswochenende der Friedensgebetsgruppen in Leipzig Die Predigt hielt Pfarrer Bernhard Stief. Musikalisch umrahmt wurde das Friedensgebet vom Kammerchor der Schola Cantorum Leipzig. Im Anschluss folgte die  „Rede zur Demokratie“.

Fotos: Copyright by Andreas Birkigt

10. Oktober: Symposium in der Medienstiftung Villa Ida

Symposium der Stiftung Friedliche Revolution in Zusammenarbeit mit der Nikolaikirchgemeinde zum Thema: „Die Werte der friedlichen Revolution von 1989 als Handlungsanleitung für heute!“ Mit der Losung „Nikolaikirche – offen für alle“ öffnete sich in den 80er Jahren die Kirche für alle Rand- und Protestgruppen ohne Rücksicht auf ideologische und religiöse Ansichten.

In vier Arbeitsgruppen wurde darüber diskutiert, ob die Werte der Friedlichen Revolution von 1989 als Handlungsanleitung für heute noch ihre Gültigkeit haben. Arbeitsgruppe 1: „Wir sind das Volk“ – Referent Konrad Weiß Arbeitsgruppe 2: „Keine Gewalt“ – Referentin Cornelia Brinkmann Arbeitsgruppe 3: „Offen für alle“ – Referentin Ruth Misselwitz Arbeitsgruppe 4: „Schwerter zu Pflugscharen“ –Referent Jürgen Grässlin Nach dem Symposium traf man sich in unterschiedlichen Gruppen um entweder ein Orgelkonzert zu besuchen, eine Führung durch das ehemalige Gebäude der Staatssicherheit zu erleben oder bei einem Stadtrundgang sich noch einmal auf den Spuren der Friedlichen Revolution zu begeben. Der Tag klang bei einem Empfang in der Alten Handelsbörse aus. Fotos: Copyright by Andreas Birkigt

11. Oktober: Festgottesdienst zum Abschluss der 2. Festwoche

Mit einem Gottesdienst ging am Sonntag die zweite Festwoche im Rahmen des Jubiläums „850 Jahre Nikolaikirche“ zu Ende. In der gut gefüllten Nikolaikirche begrüßten Superintendent Martin Henker und Nikolaipfarrer Bernhard Stief als Gastprediger Pastor Renke Brahms, Superintendent in der Bremischen Landeskirche.

Fotos: Copyright by Andreas Birkigt

Eine Woche unter Palmen

SONNTAG

Nikolaikirche eröffnet die 1. Festwoche zur 850-Jahr-Feier

Mit einem ökumenischen Festgottesdienst eröffnete unsere Gemeinde am Sonntag, 17. Mai 2015, die 1. Festwoche anlässlich des 850jährigen Jubiläums. Im Mittelgang der Kirche wurde ein Zeitstrahl ausgelegt, auf dem wichtige Daten der Geschichte des Gotteshauses markiert sind. Im Anschluss an den Gottesdienst traf sich die Gemeinde auf dem Nikolaikirchhof um den Auftakt dieses Festsonntages bei einem gemeinsamen Mittagessen und Freizeitangeboten für die jüngsten Gemeindeglieder ausklingen zu lassen.

 

Fotos: Copyright by Andreas Birkigt


MONTAG

Friedensgebet in der Festwoche 17. bis 25. Mai 2015

Unter dem Zitat aus dem Buch des Propheten Jeremia „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn“ sammelten sich am Montag um 17 Uhr hochrangige Gäste aus dem öffentlichen Leben Sachsens sowie Gemeindeglieder und Besucher in der gut gefüllten Nikolaikirche zum Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche. In seiner Predigt ging OLKR Peter Meis auf die Worte „wie lieblich sind deine Wohnungen Herr Zebaoth“ aus dem 84. Psalm ein.  Das Fürbittgebet schloss die Problematik der aktuellen Flüchtlingssituation speziell in Leipzig mit ein.

Im Anschluss daran traf man sich beim Festakt im Alten Rathaus wieder

Superintendent Martin Henker begrüßte alle Anwesenden sehr herzlich zu diesem Empfang, der vom Posaunenchor der Nikolaikirche musikalisch umrahmt wurde. Danach ging Oberbürgermeister Burkhard Jung in seinem Grußwort vor allem auf die historische Bedeutung der Leipziger Nikolaikirche ein. Er gab zu bedenken, dass von den vier ehemaligen Stadtkirchen nur noch zwei erhalten sind und erinnerte in diesem Zusammenhang auch daran, welch schrecklicher Blick sich im Jahr 1813 vom Turm von St. Nikolai sich dem Betrachter an Toten und Verletzten anlässlich der Völkerschlacht bot. Jung verwies darauf, dass die Nikolaikirche (als einzige Leipziger Kirche?) keine Schwellen besitzt, sondern ein ebenerdiger Zutritt möglich ist. In diesem Zusammenhang erinnerte der Oberbürgermeister daran, dass dies ganz im Sinn von Pfarrer Führer mit dessen Gedankengang „Kirche offen für alle“ war.

Abschließend bedankte sich der Oberbürgermeister bei Superintendent Henker für das Engagement bei während der fremdenfeindlichen Demonstrationen in Leipzig. Das Friedensgebet ist für die Stadt Leipzig von einer immensen Bedeutung. „Mischen Sie sich weiter in die Belange der Stadt Leipzig ein“ ermunterte der Oberbürgermeister die anwesenden Gemeindeglieder von St. Nikolai und beendete seine Ausführungen mit einem „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.“

Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow (CDU) überbrachte zu Beginn seiner Ansprache Grüße von Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich. In seinem Grußwort wies Gemkow darauf hin, dass die Gründung von St. Nikolai nicht auf einen Bischof oder einen Fürsten sondern auf das Engagement von Kaufleuten und dem sich entwickelnden Bürgertum zurückgeht und sich daraus eine Stadtgemeinde entwickelte. Dann erinnerte sich der Staatsminister in seinem Grußwort daran, wie er und seine Familie speziell die Tage im Herbst 1989 erlebte und sich darin das Parallelen zu manch anderem Leipziger Bürgern widerspiegelt. Sein Vater, ein bekennender Christ, war mit einem Mitglied der Kampfgruppen befreundet. Beide wollten damals keine Gewalt. Jeder im Saal, der damals in Leipzig mit dabei war, konnte diese sehr emotionalen Ausführungen nachvollziehen Gemkow schloss seine Ausführungen mit den Worten: „Möge die Nikolaikirche der Stadt Leipzig zu jeder Zeit ein segensreicher Ort sein.“

Nach den Grußworten kam es beim anschließenden Stehbankett zu angeregten Gesprächen zwischen den Gastgebern, Politikern, Mitgliedern des Kirchenvorstands und den übrigen Gästen. Solche Begegnungen leben ja auch davon, dass alte Bekanntschaften aufgefrischt, Erinnerungen ausgetauscht und neue Kontakte geknüpft werden.

Fotos: Copyright by Andreas Birkigt


DIENSTAG

Kirchenführungen Spezial

Diese Sonderführungen gewährten Einblicke in Räume wie Keller und Dachgeschoss, die normalerweise dem Besucher unserer Kirche verborgen bleiben. Auch eine Kirchenführung mit Orgelmusik sowie spezielle Turmführungen fanden bei unseren Gästen reges Interesse.

Im Anschluss wurde an diesem Abend zu einem Nachtgebet eingeladen, dass in dieser Woche jeweils täglich um 22 Uhr in der Nikolaikirche angeboten wird.

Nachtgebet1


MITTWOCH

Festkonzert mit dem Leipziger Vokalensemble „amarcord“

Fotos: Copyright by Andreas Birkigt


DONNERSTAG

„Die säkulare Gesellschaft braucht das klare Wort der Kirchen“

Der Theologe Fulbert Steffensky war in der Leipziger Nikolaikirche zu Gast

FSteff-2„Suchet der Stadt Bestes“ heißt es in der Bibel. Aufgeschrieben wurde es im 6. Jahrhundert vor Christus. Das Volk Israel war aus Jerusalem in babylonische Gefangenschaft verschleppt worden und viele lebten in der „geschönten Erinnerung im fremden Babylon“, sagte Fulbert Steffensky in seinem Vortrag über dieses Jeremia-Wort unter dem auch das Festjahr zum 850jährigen Jubiläum der Leipziger Nikolaikirche steht. Doch die Nostalgie sei der Feind der neuen Welt, sagte Fulber Steffensky den ca. 250 Besuchern. Ohne eine gewisse Treulosigkeit zur alten Welt fasse man in der Gegenwart keinen Fuß. Deshalbhabe der Prophet Jeremia dem Volk Israel den Rat gegeben, in der Fremde heimisch zu werden und alles für das Wohl der Stadt zu tun. Diesen Auftrag haben Christen auch heute, egal ob in Babylon oder Leipzig, sagte der in der Schweiz lebende Theologe. „Wir weinen unserer alten abendländischen Welt nach. Doch das christliche Abendland war weniger christlich, als wir ihm unterstellen“, meinte der Theologe und verwies auf die Stellung der Kirchen im Ersten Weltkrieg, im Nationalsozialismus und zum Judenhass. Deshalb dürfe der Blick nicht verblendet rückwärts sein. „Zuerst sollten wir den Blick auf den Reichtum unseres Erbes und unseres Glaubens richten“, meinte Steffensky. Damit sollten die Christen stärker in die Öffentlichkeit gehen, beispielsweise Fremden zur Seite stehen und Gastfreundschaft zu üben und sich entschieden dazu in der Öffentlichkeit auch bekennen.

Nach dem Referat lud Superintendent Henker alle Gäste in das „Cafe der Begegnung“ ein. Dieser Ort war klug gewählt, verloren sich die interessierten Zuhörer darin nicht so sehr, wie in dem großen Kirchenschiff. So kam es zu einer lebhaften Diskussion über die Ausführungen Steffenskys. Der Abend klang dann mit dem obligatorischen Nachtgebet aus.

Foto: Copyright by Andreas Birkigt


FREITAG

Festvortrag mit Prof. Kurt Biedenkopf, Dresden: „Die Bedeutung der Aufklärung für das 21. Jahrhundert“

Nach der offiziellen Begrüßung gab Pfarrer Bernhard Stief eine kurze Hinführung zur Architektur der Nikolaikirche zur Zeit der Aufklärung im 18. Jahrhundert.

Prof. Biedenkopf wies zu Beginn schmunzelnd darauf hin, wenn es bereits im 18. Jahrhundert einen Denkmalschutz gegeben hätte, würden es heute keine „Woche unter Palmen“ – so lautete das Thema unserer 1. Festwoche – geben. Dann referierte Prof. Kurt Biedenkopf zum Thema: „Die Bedeutung der Aufklärung für das 21. Jahrhundert“. Seine Ausführungen gingen bis ins 15. Jahrhundert zurück und spannt sich von Martin Luther als dem Übersetzer der Bibel zu Johannes Gutenberg als dem Erfinder des Buchdrucks. Im 18. Jahrhundert, also dem Zeitpunkt dem die Epoche der Aufklärung zugeordnet wird, war Sachsen die Wiege der Industrialisierung. In der Gegenwart bestimmen jetzt technisch hochentwickelt Produkte die Medienlandschaft. Das Internet ist auch im entlegensten Winkel Afrikas zu empfangen und das hat eben im Zeitalter der Globalisierung einen bisher nie gekannten Informationsfluss zur Folge, der auch Ursache der gegenwärtigen Zuwanderungs- und Flüchtlingsproblematik ist. „Die Solidarität der Generationen untereinander steht auf dem Prüfstand. Aufklärung bedeutet die richtigen Fragen zu stellen“ schloss Prof. Biedenkopf seine Ausführungen.

Im Anschluss an seinen Bericht stellte sich Prof. Biedenkopf den zahlreichen Fragen der Zuhörer, die in der gut gefüllten Nikolaikirche anwesend waren.

Fotos: Copyright by Andreas Birkigt


 

SAMSTAG

„Eine Zeitreise“ – Gemeindefest mit einem Gang durch die Jahrhunderte der Nikolaikirche

Zum Auftakt wurde den Besuchern unseres Gemeindefestes ein Rückblick in die „Biblische Zeit“ ermöglicht: Der biblische Bericht vom Propheten Jona wurde als Kindermusical aufgeführt.

Danach wurde zur Kaffeetafel geladen und die große Geburtstagstorte angeschnitten. Zugleich gab es für die Kinder die Möglichkeit mal eine mittelalterlichen Kinderstube kennen zu lernen oder bei Musik und Tanz mit der Gruppe „Nimmersélich“ die Zeitreise in die Vergangenheit fortzusetzen.

Mehr für die reifere Generation gedacht, wurde dann gegen 17 Uhr in der Nikolaikirche eine sehr gut besuchte Orgelmusik PLUS ebenfalls mit der Gruppe „Nimmersélich“ und Nikolaikantor Jürgen Wolf angeboten. Wem das zu besinnlich war, der konnte sich an den Ständen vom Handwerkermarkt zum Mitmachen animieren lassen. Dicht umlagert war beispielsweise der Amboss vom Schmied auf dem Nikolaikirchhof, der aus einem Schwert eine Sichel machte, die Pfarrer Stief dann in der Abendandacht mit erklärenden Worten symbolisch auf den Altar legte.

Während dieser Andacht wurden die Besucher ermuntert, ihre Segenswünsche für die Einwohner der Stadt Leipzig auf einen Zettel zu schreiben und an einen Luftballon anzuhängen. Diese Luftballons stiegen zum Abschluss der Festwoche dann in den Himmel auf. Mal sehn: Vielleicht gibt es sogar eine Rückmeldung …

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Fotos: Copyright by Andreas Birkigt


SONNTAG

„Der Geburtstag“ – Festgottesdienst mit Heiligen Abendmahl und dem BachChor

Fotos: Copyright by Andreas Birkigt

„Mein erst Gefühl sei Preis und Dank“

gellert_abendIn Würdigung des 300. Geburtstages von Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769) wurde an einem Donnerstagabend im Juli in die Nikolaikirche eingeladen.

Christian Fürchtegott Gellert, der als außerordentlicher Professor der Universität Leipzig und als Dichter von Fabeln und Liedern schon zu Lebzeiten Berühmtheit erlangt hatte, sagte einmal über Leipzig: „Ich erinnere mich, bey dem Anblicke dieser geliebten Stadt gewünscht zu haben, daß mich Gott, wenn es ihm gefiele, mein Leben an diesem Orte hinbringen lassen möchte.“[1]

So wurden an diesem Abend unter dem Thema „Mein erst Gefühl sei Preis und Dank“ von Ulrike Richter und Daniel Dubek verschiedene Texte von Christian Fürchtegott Gellert rezitiert. Als Musik erklangen Werke von Gellerts Zeitgenossen Georg Philipp Telemann und Georg Friedrich Händel dargeboten von Annett Müller und Göran Michaelsen.

Die zahlreichen Besucher waren sich einig: Es war ein wunderschöner Abend, der auch den Beweis erbrachte, dass eine kulturelle Glanzleistung in unserer Kirche auch ohne Honoraraufwendungen möglich sind.

Text und Foto: Wolfgang Erler

 

 

[1] Aus: „Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter“ 10. Teil, Gellert Leben, Karlsruhe, 1774

Die Leipziger Nikolaikirche gehört zu den berühmtesten Kirchen Deutschlands. Ihr Name wird mit der friedlichen Revolution von 1989/90 für alle Zeiten verbunden bleiben. Im Leben der Stadt spielt sie als Pfarrkirche seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle. 2015 kann auf eine 850-jährige Geschichte zurückgeblickt werden, die durch bauliche Veränderungen und konfessionelle Umbrüche, aber auch durch ein reiches gottesdienstliches, musikalisches und geistliches Leben gekennzeichnet ist.

KirchenschiffDie Geschichte dieser Kirche, ihrer Pfarrer und ihrer Gemeinde wird in diesem Buch erstmals umfassend von den Anfängen im hohen Mittelalter bis in die Gegenwart präsentiert. Neben der Wirkungsstätten Johann Sebastian Bachs und des Thomanerchors spielten noch andere Persönlichkeiten und Gruppen im Laufe der Jahrhunderte eine wichtige Rolle. Auf sie geht der sorgfältig illustrierte Band ebenso umfassend ein wie auf die baulichen Veränderungen und konfessionellen Umbrüche sowie das umfassende gottesdienstliche, musikalische und geistliche Leben der Nikolaikirche im Wandel der Zeiten.

Prof. Dr. Armin Kohnle von der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig und einige Mitautoren haben an diesem Abend in der gut besetzten  Nikolaikirche auf unterhaltsame Weise in dieses Buch mit seiner neuen Gesamtdarstellung zur Geschichte der Nikolaikirche eingeführt.

Deutschmann

 

Als besonderes Ereignis im Jubiläumsjahr zeigt die Universitätsbibliothek Leipzig vom 10. März bis zum 31. Mai 2015 die Ausstellung „Dokumente des lutherischen Glaubens. Die Kirchenbibliothek von St. Nikolai in Leipzig“.

Saal-EröffnungMusikalisch umrahmt wurde die gut besuchte Ausstellungseröffnung im großen Lesesaal der Universitäts-bibliothek vom Leipziger Ensemble fedecanto. Nach der offiziellen Begrüßung  durch den Direktor der Leipziger Universitätsbibliothek, Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider sprach Nikolaikirchenpfarrer Bernhard Stief ein Grußwort. Es folgte eine Einführung in die Ausstellung von Dr. Sebastian Kötz. In seiner Funktion als wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Sondersammlungen der Universitätsbibliothek  ging er auf die Besonderheiten der Sammlung  ein. So ist beispielweise aus den Büchern ersichtlich, dass sich einige katholische Riten trotz der Reformation in Leipzig bewahrt haben.

PräsentationNur wenige vergleichbare Kirchenbibliotheken haben in dieser Geschlossenheit die Jahrhunderte überdauert. An dem Bestand lässt sich die Entwicklung evangelischer Kirchenbibliotheken in Mitteldeutschland in Folge der Reformation beispielhaft dokumentieren. Eine Vielzahl von seltenen Druckwerken des 16. und 17. Jahrhunderts verdeutlicht den Rang der Sammlung. Einige Exemplare werden erstmalig öffentlich präsentiert.

 

In unserer Leipziger Nikolaikirche haben am 6. Dezember 2014 die  Jubiläumsfeierlichkeiten anlässlich des 850-jährigen Bestehens begonnen. Am Morgen des Nikolaustages erinnerte im Festgottesdienst Sachsens Landesbischof Jochen Bohl in seiner Predigt an die friedliche Revolution vor 25 Jahren. Heute lebten auch die Menschen in Ostdeutschland „in einer demokratischen Gesellschaft, in der die Bürgerrechte garantiert sind“, sagte Bohl. Seine internationale Bekanntheit erlangte das traditionsreiche Gotteshaus insbesondere durch die Friedensgebete, die seit 1982 in der Kirche stattfinden. Sie bereiteten den Weg für die Leipziger Montagsdemonstrationen 1989, die ein wichtiger Baustein für die friedliche Revolution in der DDR waren. Mit Blick auf internationale Krisengebiete wie in Syrien, dem Irak, im Nahen Osten oder der Ostukraine betonte der Bischof, dass jedoch auch unübersehbar sei, „wie sehr wir in einer Risikogesellschaft leben“. Bohl sagte: „Besonnenes Handeln nach dem Maß weltlicher Erkenntnis ist notwendig, um den Frieden zu bewahren.“

Beim anschließenden Empfang kam es nach den obligatorischen Grußworten zu angeregten Gesprächen. Solche Begegnungen leben ja auch davon, dass alte Bekanntschaften aufgefrischt, Erinnerungen ausgetauscht und neue Kontakte geknüpft werden.

Festkonzert2Am Nachmittag dieses Tages hatte die Gemeinde mit Unterstützung der Stadtwerke Leipzig zu einem Festkonzert in die Nikolaikirche eingeladen. Bereits vor Konzertbeginn musste das Gotteshaus wegen Überfüllung geschlossen werden. Nikolaikantor Jürgen Wolf präsentierte Benjamin Brittens Oratorium „St. Nicolas“. Ausführende waren Chor und Orchester des Musikgymnasiums Schloss Belvedere in Weimar. Mit stehenden Ovationen und minutenlangen Beifall wurden die Musiker zum Abschluss von einem dankbaren Publikum belohnt.